Zarahemla - interreligiöses Forum / Religion, Gesellschaft, Philosophie und Politik
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Der jüdische Glaube an Gott
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14.04.2023 12:25
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Es ist ein wenig quer, wenn ich als Nicht-Jude über die jüdische Religion schreibe, aber ich versuche mich mal dran! |
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Zitat von Naqual Rose im Beitrag #1 Das einzige, was im Christentum vom Judentum übernommen wurde, ist Jesus. Irgendwie habe ich schon als Kind die biblischen Geschichten des AT nicht wirklich zu der christlichen Lehre zuordnen können. Aber da alles dann von den "Schriftgelehrten" des Christentums vergeistlicht und passend gemacht wurde, musste es dann ja nur noch genau so geglaubt werden. Zitat von Naqual Rose im Beitrag #1 Ein Bibelschullehrer hat das mal so erklärt: Gott hat mit dem Satan ein Justizabkommen, das wir nicht erklären können. Gott wollte es eben so. ..und hat zumindest einen Erlösungsweg daraus erwirkt. Zitat von Naqual Rose im Beitrag #1 Für mich klingt das ein bisschen so, als wenn Gott mit seiner Schöpfung spielen will. So als wenn er eine Wette abschließt mit dem Teufel. Eine Zeitlang habe ich dann auch gedacht, dass es sein könnte, dass Gott die Schöpfung als Spielfeld in die Herrschaft des Satans übergeben hat. Nach dem Vorbild des Hiob-Buches so, dass verschiedene Prüfungen den Menschen auferlegt werden, damit sie sich entscheiden können, wem sie folgen wollen. Der Gewinner würde dann letztendlich die Macht über die Schöpfung bekommen. Und weil der Teufel scheinbar so erfolgreich war, musste eben Jesus kommen, um den Teufel zu besiegen und die Herrschaft für Gott zu erwirken. Zitat von Naqual Rose im Beitrag #1 Als "Auftrag" verstehe ich die Kommunikation zwischen Gott und Teufel im Buch "Hiob" nicht. Eher als einerseits Freigabe für den Teufel - aber anderseits das Setzen einer klaren Grenze. Also eher wie ein abchecken der Machtverhältnisse. Den Begriff "Gegengott", auf den Satan bezogen, habe ich das erste Mal von dir so gehört. Das hat dann auch im Laufe der Zeit meine Sicht darauf ziemlich verändert ... und vor der (scheinbaren) Macht des Satans befreit. Inzwischen finde ich es ganz interessant, wie sehr nur eine kleine Veränderung des Aspekts eine Glaubensgrundlage total verändern kann.... ohne dass man gleich den Glauben vollends über Bord werfen muss. |
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Zitat von Naqual Rose im Beitrag #1 Leider Gottes gibt es tatsächlich solche Christen, die von ihrem Gott als vom Gott der Bibel (AT und NT) sprechen, statt sich vollkommen, mit ganzem Herzen einzig und allein an dem durch Jesus Christus in den Evangelien offenbarten Gottverständnis zu orientieren, somit den Vater im Himmel als Gott der Christen zu glauben, vertreten. Zitat von Naqual Rose Sehe ich nicht so. Denn im AT, insbesondere bezogen auf denjenigen "Kriegsgott der Hebräer" JHWH, also dem mehrfach von diversen Israeliten gesichteten Individuum in Menschengestalt, kann man wohl nicht von NUR Geist sprechen. Zitat von Naqual Rose Zitat von Naqual Rose
Zitat von Naqual Rose
Zitat von Naqual Rose
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Zitat von Naqual Rose im Beitrag #1 „Höre, Israel, der HERR ist unser Gott, der HERR ist einer." Andererseits existieren im Judentum sehr viele Vorschriften wie man leben soll in Bezug auf die Ernährung, die Kleidung, das Zusammenleben mit dem Ehepartner, mit den Kindern und auch spirituell (wann welches Gebet gesprochen wird, Feiertage usw.). Es gibt also auch hier die Vorstellung, dass der Mensch etwas tun kann, das Gott nicht will und das widerspricht einem Gottesbild als absoluten Herrscher. Trotzdem sind sie konsequenter als Christen. Das hattest du ja schon geschrieben. |
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Zitat von Yael im Beitrag #2 Das wird m.E. im Christentum nicht ausreichend gewürdigt: Jesus war nach eigenem Bekunden gekommen zum Volk Israel. Als Jude. Der weltweite (Missions-)Gedanke scheint erst später aufgetaucht zu sein (in den Schriften des NT). Ideologisch stand er nach Theologen sogar den Pharisäern nahe (wenn es auch Abweichungen und Schnittmengen zu den Saduzäern gab). Persönlich habe ich immer den Eindruck Jesus ging es darum die "innere Aufrichtigkeit" in seine jüdische Zeit zu bringen, die von Ritualen geprägt war, die oftmals nur noch äußerlich vollzogen wurden (das kennen wir ja auch im Christentum, bzw. auch von uns selbst). Er kommt mir mehr vor wie ein jüdischer Psychologe, der eine Spiritualität im Hier und Jetzt (das Reich Gottes ist mitten unter euch) lehrte. Das Reich Gottes schien dann später zum Himmel und Hölle-System uminterpretiert zu werden. Also für "später". So richtig schön die Abkehr vom jüdischen Denken taucht bei der Schilderung des Abendmahls auf, in dem er aufforderte sein Blut zu trinken. Da hätten die jüdischen Apostel ganz vehement das Meckern angefangen, also in einer Kultur, in der man Tiere vor dem Verzehr schächten musste, eben damit kein Blut mehr (hier wurde die Seele vermutet) drin ist. Insofern wirkt dies für mich irgendwie "irreal", wie später eingeschoben bzw. ergänzt. Zitat von Yael im Beitrag #2 Das wirkt in unserem christlich geprägten Denken so, weil im Christentum die beiden als im Kampf interpretiert werden. Im jüdischen Denken ist es aber alles nur zwei Seiten der gleichen Medaille. Also als "Böse" (eigentlich nach Auflösung gar nicht böse, sondern eher extrem unangenehm) dient in der Überwindung der Verherrlichung Gottes, bzw. dem Wachsen unserer Seele. Insofern ist es erforderlich und gut. Da hat der Teufel fast schon die Funktion eines "tragischen Hofnarrs", der sich anstrengt und anstrengt, aber der gläubige Jude im festen Glauben Gott nur um so mehr verherrlicht. Zitat von Yael im Beitrag #2Zitat von Naqual Rose im Beitrag #1 Ich denke, es ist weniger ein Abchecken der Machtverhältnisse als ein Grenzen setzen, der Teufel hat Spielräume ist aber auf den Willen Gottes begrenzt. Deswegen heißt es ja im AT, dass von Gott Gutes wie Böses kommt. Im Judentum führt alles auf einen zurück auf einen Gott. Im Christentum (so auch bei den gnostischen Gruppen in der Antike) wird da ein ein zweiter Gott verwendet um das Unangenehme in dieser Welt erklären zu können. Wobei keines der beiden grundsätzlichen Wege rational bis zum Ende durchgehalten werden kann, es bleibt immer ein Bereich, der nicht mehr erklärt werden kann. (siehe Theodizee-Problematik) |
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Zitat von Maryam im Beitrag #3 Ich denke, dass man damit ganz gut leben und glauben kann wie Du es schreibst. Allerdings spricht Jesus nicht im Luftleeren Raum, sondern ist im jüdischen Denken (das im Christentum irgenwie "abgezogen" wurde). Es gibt keinerlei Hinweise, dass er vom jüdischen Glauben abgewichen ist. Im gnostischen Denken (die philosophisch "erste Sahne" sind, echt gut) wird dies m.E. dann übertrieben. Da hat dann Jesus ein anderes Gottesbild wie die im AT, ja, der Gott im AT ist eigentlich nur ein Schein- oder Halbgott (Demiurge), eigentlich funktional eher ein böser Gott der mit seiner Schöpfung Murks gebaut hat. Und dieses entschiedene Gegentreten gegen den "Demiurge" (selbst wenn der Begriff nicht verwendet wird) fehlt bei Jesus völlig. Allerdings kritisiert er, dass viele vermeintlich Gläubige Gott nicht wirklich kennen. Zitat von Maryam im Beitrag #3Zitat von Naqual RoseSehe ich nicht so. Denn im AT, insbesondere bezogen auf denjenigen "Kriegsgott der Hebräer" JHWH, also dem mehrfach von diversen Israeliten gesichteten Individuum in Menschengestalt, kann man wohl nicht von NUR Geist sprechen. Da wäre es interessant genau die Stelle(n) zu sehen, auf die Du anspielst. Denn im AT wirkt Gott durch menschliche Gestaltungen, bzw. auch Engel in Menschengesalt. Also durch den Geist. Moses, der vor Pharao zu treten hat, wird - so sagt es ihm Gott - "Gott vor Pharao" sein. Zitat von Maryam im Beitrag #3 Volles Einverständnis zum ersten Satz. Beim zweiten weiß ich nicht, wo Du konkret die Unvereinbarkeit siehst. Zitat von Maryam im Beitrag #3 Ich tue mich da auch hart Paulus zu interpretieren. Die Gefahr der Paulusworte sind bekannt: die "Leibfeindlichkeit" späterer christlicher Interpretateure, die dann auch wieder gegenkommentiert werden musste in der christlichen Dogmengeschichte. Paulus trennt hier als gegensätzliche Pole Fleisch und Geist. Wobei das so gegensätzlich nicht sein kann: Adam (Mensch) ist gottbelebtes Fleisch (mit dem Eintreten des "ruach", Gottgeist in das Fleisch). Das ist genau das, was uns ausmacht. So wie ich es sehe, wird wohl eher eine Dominanz des Geistes gefordert, über das Fleisch. Aber nicht, das Fleisch quasi zu missachten. Denn auch dieses ist gott-gegeben. |
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Zitat von Marut im Beitrag #4 Mir hilft es hier zu unterscheiden beim Begriff "Allmacht" (bzw. "absoluter Herrscher"). Man kann darunter verstehen: Gott kann alles. Dann haben wir den Widerspruch. Man kann darunter verstehen: Gott ist die stärkste Kraft, die alles durchdringt. Dann taucht der Widerspruch nicht auf: Gott will keine Marionetten, sondern so eine Art "geistige Eigenständigkeit mit Wahlmöglichkeiten". Dies gewollt muss Gott riskieren, dass eine unvorteilhafte Wahl getroffen wird. Oder habe ich jetzt einen Denkfehler begangen? |
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Zitat von Maryam im Beitrag #3 Matthäus 1 Zitat
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Zitat von Naqual Rose im Beitrag #6
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Zitat von Maryam im Beitrag #9 Bereits zu Zeiten des AT kam in der jüdischen Religion die Kritik am Opferkult auf (bei den späteren Propheten). z.B. Hos 6,6 Denn ich habe Lust an der Liebe und nicht am Opfer, an der Erkenntnis Gottes und nicht am Brandopfer. Es ging hier aber nicht um die Abschaffung der Opfer, sondern um die innere Einstellung. Auch Jesus in Mt 9,13 verweist darauf, dass die Kritik am Opfer nicht von ihm ist: 13 Geht aber hin und lernt, was das heißt: »Barmherzigkeit will ich und nicht Opfer.« Also nach der Formulierung im NT war dieser Satz VOR Jesus im Judentum der Antike schon bekannt. Und vor allem: Mt 5, 17 Ihr sollt nicht meinen, dass ich (Jesus) gekommen bin, das Gesetz oder die Propheten aufzulösen. (!) Auch Paulus hält am Gesetz aufrecht (für Juden, nicht für "Heiden"), im gesamten NT. Ich persönlich sehe als wesentlichen Unterschied zwischen AT und NT: bei Jesus erfahren wir einen "persönlichen Gott", im AT ist der Gott Israels, eben ein Gott des Volkes (schwerpunktmäßig). Wobei die Beziehung zwischen Gott und Jesus eine liebende ist, wie bei Vater und Sohn. Oder aus einem anderen Blickwinkel: im AT haben wir einen "politischen Gott", im NT einen "psychologischen Gott". Das AT wurde von politischen Machthabern geschrieben, das NT in der politischen Hilflosigkeit eines besetzten Vasallenstaates der Römer. |
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Zitat von Maryam im Beitrag #9 Im Vergleich Buddhismus und Jesus haben wir den großen Unterschied, dass Jesus einen Gott predigt, der Buddhismus in dieser Frage völlig neutral ist (ob es einen gibt oder nicht), also Gott im Buddhismus überhaupt keine Rolle spielt. Als Verhaltenslehre ist der Buddhismus wesentlich ausgefeilter und anspruchsvoller, als was da so im NT steht. Insbesondere, wenn es um den Umgang mit Leid geht und seinen Ursachen. Jesus war Jude der im Christentum zum "Christen" uminterpretiert wurde. Für die Juden kommt von Gott "Gutes wie Böses", entscheidend ist hier aber das Verhalten des Menschen in der Welt vor den Augen Gottes. Also auch das für uns als "hart" empfundene kann letztlich der "guten Sache" dienen, inbesondere, wenn man das Böse überwindet. Das Böse wird hier zur Herausforderung, der man sich stellen muss. Wie man das macht - so rein psychologisch bzw. in seinem eigenen Inneren - gibt's da wenig Ausführungen. Hier hätte der Buddhismus seine Stärke, da hier klare Methoden vorliegen, die man anwenden kann oder auch nicht. Zitat von Maryam im Beitrag #9
Zitat von Maryam im Beitrag #9 Es war in der jüdischen Umwelt von Jesus absolut unstrittig, dass Gott das Gesetz dem Moses auf dem Berg mitgegeben hat. Also nach der damaligen Vorstellung der Text ohne jede menschliche Beeinflussung. Warum hätte Jesus jetzt explizit die Autorenschaft bestätigen sollen? Ich denke aber, dass man seine Haltung zum Gesetz grundsätzlich als positiv sehen muss, die Kritik gilt nicht dem Gesetz, sondern immer dem, der dies (scheinheilig, egoistisch...) anwendet. Lk 16,16 ist natürlich eine Frage, die man unterschiedlich sehen kann. Jesus sagt, dass das Gesetz bis zum Ende der Welt nicht vergeht, der Pauliniker Lukas sieht es so, dass es nur bis Johannes reicht. Also selbst wenn ich es jetzt wörtlich nehme: wem soll ich glauben? Dann wohl Jesus. :-) Das Gesetz wie auch die Propheten galten allerdings nur den Juden. Das Evangelium vom Reich Gottes, aber für alle Menschen. Also ab Johannes wurde eine weltweite Botschaft verbreitet. Damit wird aber eben nicht das Gesetz in Frage gestellt. |
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